Ein PALLAS-Teilnehmer, der bereits vor 40 Jahren PALLAS-Seminare besuchte, Klaus Bolz (Inhaber der Telis-Finanz AG), nahm in 2022 wieder Kontakt zu uns auf, woraus sich ein folgenreiches Gespräch entwickelte.
Herr Bolz berichtete von seinem Engagement in einem großen Flüchtlingslager im Norden Iraks. Nicht zuletzt seiner tatkräftigen Unterstützung ist es zu verdanken, dass die private deutsche Organisation „Our Bridge“ in dem kleinen Ort Khanke seit nunmehr vielen Jahren eine Schule unterhalten kann. Über 400 Kinder und Jugendliche werden hier umfangreich betreut, bekommen jeden Tag warme Mahlzeiten, können duschen, spielen, basteln und lernen. Die älteren von ihnen lernen Englisch, was ihre Bildungs- und Berufschancen vervielfacht. Auch für die 33 Lehrerinnen, Lehrer und weiteren Helfer ist die „Our Bridge“-Schule ein Ort der Sicherheit.
Schon oft haben Klaus Bolz und sein Sohn André diese Schule persönlich besucht und lassen sich immer wieder aufs Neue begeistern von der sinnvollen und kreativen Arbeit, die dort geleistet wird.
Warum Khanke? Die Bilder gingen 2014 um die Welt: Der sogenannte Islamische Staat (IS) überfiel die irakische Provinz Shingal. Deren Einwohner waren zum großen Teil Jesiden, eine uralte Glaubensgemeinschaft, deren Angehörige in den Augen der Islamisten kein Lebensrecht besitzen. Viele tausend Menschen wurden ermordet, und weitere tausende Frauen und Kinder verschleppt und versklavt. Der Völkermord verstreute die einst 400.000 Menschen zählende Bevölkerung in alle Windrichtungen. Viele Vertriebene fanden Zuflucht im hundert Kilometer entfernten Örtchen Khanke. Dessen Einwohnerzahl stieg innerhalb weniger Wochen von wenigen tausend auf über 80.000. Der Gemeinsinn ist groß, doch die Probleme sind fast noch größer. Oft sind es Familien, die ihre Väter und Söhne verloren haben, die noch heute in Zelten ohne Wasseranschluss leben, wenig Aussicht auf Besserung ihrer kargen Lebensbedingungen haben und mit ihren ganz persönlichen Traumata kämpfen.
Synergien freisetzen ist auch ein wichtiges Ziel der PALLAS-Seminare. Speziell für diese Kinder – meist Waisen und Halbwaisen – entwickelte Alexander Pallas, mit seinen Eltern zusammen, ein auf die Situation abgestimmtes Dankbarkeits-Tagebuch. Es hilft diesen Kindern und Jugendlichen, gezielt ihre positiven Gedanken und Erlebnisse täglich festzuhalten, so stärken die Kinder ihre Selbstwirksamkeit sowie ihre Resilienz und mobilisieren ihre verborgenen Kräfte.
Dieses besondere Tagebuch ist nun für die Kinder von Khanke wie ein Freund geworden, dem sie sich anvertrauen können und der immer für sie da ist!
Für sie ist jeder Tag ein Lebenskampf, und mit mentaler Unterstützung lasst sich vieles erreichen. Doch wie ließ sich ein für Erwachsene in der westlichen Welt gemachtes Tool an Kinder in einem Krisengebiet anpassen? In mehreren Meetings mit den Organisatoren, allen voran Paruar Bako Michael Erk von „Our Bridge“ wurde klar, was die Kinder in Khanke genau brauchen, und so wurden die Anregungen kindgerecht umgesetzt.
Kurz darauf konnte jedes der 60 älteren Kinder, die schon gut englisch lesen und schreiben gelernt haben, einen eigenen Ordner in Empfang nehmen. Als erstes war es ihnen wichtig, ihr persönliches „My (new) Life“-Tagebuch liebevoll zu verzieren und zu gestalten. Heute ist es zu einem wichtigen Bestandteil der Schulstunden geworden. Die Kinder freuen sich darauf, regelmäßig ihre Gedanken in diesen Ordner einzutragen. Auch die 33 Betreuer machen mit. Das „My (new) Life“-Tagebuch unterstützt sie alle darin, den Blick auf die eigenen Stärken zu lenken, die positiven Seiten des Lebens nicht aus den Augen zu verlieren und sich Ziele zu stecken. Dazu gibt es viele Geschichten zum Nachdenken und Lachen. Die Rückmeldungen zeigen, wieviel da in Bewegung gekommen ist. Die Lehrkräfte bestätigen, dass die Kinder viel offener und mitteilsamer als früher sind und Konflikte verbindlich und aus eigener Kraft lösen.
Auch wir als PALLAS-Seminare haben durch diese Aktion gewonnen. Wir durften mit dieser erfüllenden Aufgabe dazu beitragen, Kindern in schwierigen Lebensumständen ein wenig Unterstützung zu bieten.
Die Schule in Khanke schenkt allen Beteiligten erneut die Bestätigung, dass durch einen kleinen ersten Schritt in Richtung Zuwendung und Bildung auch Veränderung möglich ist. Die Kinder sind die Zukunft von morgen und werden Kraft und Mut in eine Region tragen, die noch sehr mit den Folgen des Krieges zu kämpfen hat.
Auch Sie können dieses sinnvolle Projekt gern unterstützen.